Wohnungsbaugenossenschaften Berlin

Der Mietendeckel zerstört unsere soziale Mietenpolitik
13.09.2019

Seit über 130 Jahren sorgen Wohnungsbaugenossenschaften in Berlin für sicheres und bezahlbares Wohnen und für stabile Mieterstrukturen. Die meisten wurden zu einer Zeit gegründet, in der es noch keine staatlich organisierte Wohnungspolitik gab. Wenn jetzt der Staat in das genossenschaftliche System eingreift, sind unsere bewährten Strukturen in Gefahr.

Berlin braucht dringend mehr bezahlbare Wohnungen. Die Mieten sind in den letzten Jahren gestiegen. Auf dem Wohnungsmarkt gibt es „Schwarze Schafe“, die auf dem Rücken von Mietern ihre Rendite erwirtschaften und Wohnungen als Steuervermeidungsmodelle nutzen. Deshalb braucht Berlin eine kluge und vorausschauende Mietenpolitik. Die „Schwarzen Schafe“ müssen mit allen rechtlichen Mitteln bekämpft werden, aber es dürfen dabei mit einem Mietendeckel nicht alle getroffen werden. Ein Deckel ist keine Lösung – im Gegenteil. Wer nur auf Rendite bedacht ist, vermietet dann möbliert und hat schon den Deckel weggeschoben.

Wohnungsbaugenossenschaften: Niedrigste Mieten, meiste Leistung – wie lange noch?

Genossenschaften haben die niedrigsten Durchschnittmieten (5,60 Euro/pro Quadratmeter) in der Stadt, bieten die meisten Leistungen beim Service und im sozialen Bereich und Sicherheit mit lebenslangem Wohnrecht. Wenn wir nicht mehr selbst bestimmen können wann und wo wir in kleinen Schritten die Miete erhöhen und damit auch nicht mehr über unsere Investitionen, dann ist unser bewährtes Gefüge in Gefahr.

„Wenn die Genossenschaften sowieso niedrige Mieten haben, ist doch der Mietendeckel kein Problem“, so mag der eine oder andere denken. Aber von einem pauschalen Mietendeckel sind alle getroffen, die sozialverantwortlich wirtschaften. Die Baupreise sind in den letzten Jahren um 18 Prozent gestiegen, Grundstücke kaum bezahlbar. Zusätzlich müssen Auflagen wie der Einbau von Rauchmeldern finanziert werden und vieles mehr. Wenn wir nicht mehr frei wirtschaften können, können wir auch vieles nicht mehr leisten:

  • Keine altersgerechten Bäder mehr
  • Keine Aufzugseinbauten in älteren Häusern
  • Keine Modernisierungen
  • Keine Maßnahmen zur CO²-Einsparung
  • Kein Neubau
  • Keine Balkonanbauten
  • Keine Sozialarbeit
  • Keine Freizeitangebote

Wohnungen, die von unseren Mitglieder nach oft 30 oder 40 Jahren verlassen werden und die genossenschaftsgemäß eine sehr niedrige Miete hatten, müssen umfassend modernisiert werden. Häuser haben nur Bestand wenn sie regelmäßig instand gesetzt werden – viele Genossenschaftshäuser in Berlin seit über 100 Jahren.